INSULIN:
DIE WICHTIGSTEN FAKTEN

Lesedauer: 10 Minuten

Insulin begleitet dich jeden Tag, ohne, dass du es bemerkst. Dabei ist es so wichtig wie die Luft zum Atmen. Was genau dahinter steckt und wie du deinen Insulinspiegel clever für dich nutzen kannst, erfährst du jetzt.

INSULIN - DER CHEMISCHE BOTENSTOFF SCHLECHTHIN

Insulin ist eines von vielen Hormonen des menschlichen Körpers. Aufgrund seiner Struktur gehört es zu den Peptidhormonen. Oder einfacher gesagt: es handelt sich um ein Protein, das verschiedenste Aufgaben in deinem Körper übernimmt. Produziert wird es in Zellen der Bauchspeicheldrüse. Sie liegen in den Langerhans-Inseln und werden als Betazellen bezeichnet.

Take-Home-Message 1: Insulin ist ein Protein, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird.  

UNTRENNBAR - INSULIN UND DER BLUTZUCKERSPIEGEL

  • Egal ob du einen Marathon läufst oder auf der Couch liegst: dein Körper benötigt täglich Energie, um am Leben zu bleiben.

    Durch die Verstoffwechselung der Hauptnährstoffe (Fette, Proteine, Kohlenhydrate) unserer Nahrung, gelingt es dem Körper, mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems die vorhandene Energie zu nutzen.

Isst du zum Beispiel eine Portion Nudeln, werden diese im Magen zerkleinert und landen als Brei in deinem Dünndarm. Dort wird dieser in seine einzelnen Bestandteile, unter anderem auch in Zucker, zerlegt. Diese Zuckermoleküle gelangen anschließend über die Darmwand in deine Blutbahn und „warten“ darauf, zu den Zellen transportiert zu werden. Damit steigt dein Blutzuckerspiegel an – und das heißt grünes Licht für die Insulinausschüttung.

Denn Insulin ist das einzige Hormon, das dafür sorgt, dass der Zucker (Glucose) aus deinem Blut in deine Körperzellen gelangen kann. Wird es ausgeschüttet und in die Blutbahn abgegeben, senkt es deinen Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit wieder ab und dein Körper kann mit neuer Energie versorgt werden.

Das Hormon sorgt ab diesem Zeitpunkt dafür, dass die Zellwände durchlässig für die Glucose werden. So kann sie ins Zellinnere wandern und anschließend genutzt oder nach einer Umwandlung in eine körpereigene Speicherform von Zucker (Glycogen) gespeichert werden. Insulin spielt deshalb im Kohlenhydrat- bzw. Energiestoffwechsel eine sehr bedeutende Rolle.

Take-Home-Message 2: Insulin sorgt als einziges Hormon dafür, dass bei ansteigendem Blutzuckerspiegel der Zucker aus dem Blut in deine Zellen gelangt und genutzt werden kann. Aus diesem Grund gilt es auch als Schlüsselhormon des Energiestoffwechsels.

GLUCAGON – DER GEGENSPIELER

Und was passiert, wenn du lange nichts gegessen hast, dein Körper aber dringend Energie benötigt? Dann kommt der Gegenspieler Glucagon zum Einsatz. Sinkt dein Blutzuckerwert unter den Normalbereich, sorgt Glucagon dafür, dass unter anderem die abgespeicherte, körpereigene Zuckerform (Glucogen) in nutzbare Energieträger (Glucose) umgewandelt wird. Somit erhöht Glukagon deinen Blutzuckerspiegel bei Bedarf und der Kohlenhydratstoffwechselkreislauf schließt sich.

Take-Home-Message 3: Der Gegenspieler Glucagon erhöht deinen Blutzuckerspiegel. Dabei wandelt er die körpereigene abgespeicherte Zuckerform (Glykogen) wieder in energiebringenden Zucker (Glucose) um.

DER ALLROUNDER – INSULIN HAT NOCH MEHR FUNKTIONEN

Neben der Senkung deines Blutzuckers übernimmt Insulin noch mehr Aufgaben und löst mit seiner einsetzenden Präsenz bei der Ausschüttung weitere Prozesse in deinem Körper aus:

Effekte im Stoffwechsel:
- Speicherung von Aminosäuren (Proteinbestandteile) im Muskel
- Hemmung des Proteinabbaus
- Hemmung der Umwandlung von Glucogen (die körpereigene Speicherform von Zucker) zu Glukose (Zucker)
- Hemmung der Neubildung von Glucose aus NichtZuckern (z.B. Aminosäuren und Fettbestandteilen)
- Regulation des Zellwachstums

Funktionen an den Zellwänden:
- Beschleunigt die Aufnahme von Glucose (Zucker) in die Muskel und Fettzellen
- Beschleunigt die Aufnahme von Proteinbestandteilen (Aminosäuren) sowie Kalium in die Muskel und Fettzellen

Damit wirkt sich eine Insulinausschüttung zwar positiv auf die Erweiterung deines Fettdepots aus, andererseits entpuppt sich Insulin auch als Helfer für den Muskelaufbau. Du möchtest mehr Informationen über die Bedeutung von Insulin im Muskelaufbau? Hier erklären wir dir, wie du dieses Wissen für dich und dein Ziel nutzen kannst:

Insulin & Muskeln

Take-Home-Message 4: Mit der Ausschüttung des Hormons werden weitere Prozesse in deinem Körper vorangetrieben, die dabei helfen, deinen Stoffwechsel optimal zu regulieren.

DIE MACHT LIEGT AUF DEINEM TELLER – EINFLUSS DER ERNÄHRUNG

  • Deine Nahrung, vor allem die kohlenhydratreiche Nahrung, hat einen unmittelbaren Einfluss auf deinen Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung.

    Das Interessante daran: es gibt verschiedene Zuckerarten, auf die dein Körper dementsprechend unterschiedlich reagiert.

Einfache Zuckerarten, die aus nur wenigen Molekülen zusammengesetzt sind und deshalb schnell ins Blut gelangen, lassen deinen Blutzuckerspiegel in kürzester Zeit in die Höhe schnellen. Weil so viel Zucker auf einmal in dein Blut gelangt, wird eine große Menge Insulin ausgeschüttet. Die Folge: so schnell wie der viele Zucker in dein Blut transportiert wurde, so schnell wird er dank der hohen Insulinmenge auch wieder herausgenommen – dein Blutzuckerspiegel sinkt schnell wieder ab. Dieser Mechanismus spielt sich ab, wenn du zum Beispiel Süßigkeiten oder helles, feinvermahlenes Weißbrot zu dir nimmst. Auf den plötzlichen Blutzuckerabfall folgt anschließend der bekannte Heißhunger. Erfahre hier, wie du ihn stoppen kannst! 

Liegen hingegen komplexe Kohlenhydrate in Form von Vollkorbrot oder -reis auf deinem Teller, steigt dein Blutzucker nur langsam und nicht so abrupt an. Die langen Zuckerketten müssen erst in ihre Einzelteile zerlegt werden, bis sie ins Blut gelangen. Häppchen für Häppchen gelangt der Zucker so in die Blutbahn. Das hat auch Auswirkungen auf deinen Insulinspiegel, denn dieser passt sich dem Blutzuckerwert an. Der Prozess dauert länger und dein Körper wird konstant und langanhaltend mit Zucker versorgt. Aus diesem Grund bleibst du nach solchen Lebensmitteln länger satt.

Take-Home-Message 5: Mit deiner Ernährungsweise kannst du deinen Blutzuckerspiegel und somit deine darauffolgende Insulinausschüttung aktiv beeinflussen.

INSULIN UND DIABETES – WENN DER STOFFWECHSEL NICHT FUNKTIONIERT

Diabetes („Zuckersüßer Durchfluss“) ist die Folge eines gestörten Kohlenhydratstoffwechsels. In der Medizin unterscheidet man zwei Diabetestypen bzw. Formen:

DIABETES TYP 1
Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Durch die (bisher ungeklärte) Bildung von Antikörpern werden die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört: die Folge ist eine fehlende oder verminderte Insulinproduktion. Auf die Erhöhung des Blutzuckerspiegels kann deshalb gar nicht oder mit einer unzureichenden Menge Insulin geantwortet werden. Aus diesem Grund müssen die Betroffenen ihr Leben lang regelmäßig Insulin spritzen.

DIABETES TYP 2
Menschen, die unter Diabetes Typ 2 leiden, weisen eine Insulinresistenz auf. Zwar schüttet ihr Körper das Hormon nach einer Mahlzeit aus, die Zellen reagieren aber nicht darauf. Die gestörte Insulinempfindlichkeit der Zellen führt dazu, dass der Zucker aus dem Blut nicht in die Zellen transportiert wird – die vorhandene Energie kann nicht genutzt werden und der Zucker staut sich an. Der Körper versucht darauf hin durch eine gesteigerte Insulinproduktion die Aufnahmeschwäche auszugleichen.

Steuert man der Resistenz nicht mit einer gesunderen Lebensweise und Medikamenten entgegen, kommt es anschließend auch zur Verminderung der Insulinproduktion und -freisetzung. Die Bauchspeicheldrüse ist schlichtweg k.o.! Die Ursache der Erkrankung hängt eng mit der Lebensweise und dem Gesundheitszustand der Betroffenen zusammen: Übergewicht in Folge einer ungesunden, kalorienreichen Ernährung in Kombination mit Stress und Bewegungsarmut.

Take-Home-Message 6: Menschen, die unter Diabetes Typ 2 leiden, weisen eine Insulinresistenz auf. Ihre Zellen reagieren schlecht auf das Hormon. Beim Typ 1 liegt hingegen eine Autoimmunkrankheit vor, die dafür sorgt, dass die Insulinherstellung in der Bauchspeicheldrüse gar nicht oder vermindert ablaufen kann.

FAZIT

1. Insulin ist ein Blutzucker senkendes Hormon und wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet.

2. Neben der Aufnahme von Zucker begünstigt Insulin die Aminosäureaufnahme. Diesen Mechanismus kannst du dir beim Muskelaufbau zunutze machen.

3. Eine hohe Insulinausschüttung trägt zue Entstehung von Fettdepots und Hemmung des Fettabbaus bei.

4. Der Gegenspieler Glucagon erhöht hingegen den Blutzuckerspiegel durch verschiedenste Mechanismen, um bei Energiemangel (z.B., wenn du nichts isst) Zucker bereit zu stellen.

5. Einfache Kohlenhydrate, wie Weißbrot, lassen den Insulinspiegel in die Höhe schnellen und rasch wieder absinken – der Heißhunger ist vorprogrammiert.

6. Komplexe Kohlenhydrate sorgen für einen konstanten und niedrigeren Blutzuckerspiegel. Aus diesem Grund halten sie länger satt.

7. Betroffene, deren Kohlenhydratstoffwechsel nicht reibungslos funktioniert, leiden unter Diabetes. Grund hierfür können angeborene Defekte (Diabetes Typ 1), aber auch eine ungesunde Lebensweise sein (Diabetes Typ 2).

Bilder © by: 1 (Teaser) + 2 (Header) Westend61/ getty images 3. Martin Novak/ getty images 4. Cavan Images/getty images 5. Lindsay Upson/ getty images

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