FIT WIE DIE NEANDERTALER:
WAS IST DIE PALEO-DIÄT?

Lesedauer: 5 Minuten

Die Paleo Diät funktioniert nach den Prinzipien der Logik: Zwei Millionen Jahre Menschheitsgeschichte ohne Weizen und Milchprodukte haben den Körper darauf eingestellt, ohne diese auszukommen.

Die Konsequenz: Wir sind noch nicht so weit, Nudeln, Brötchen und Co. angemessen zu verarbeiten. Zu viele Kohlenhydrate, dafür zu wenige Proteine und die falschen Fette. Die „Steinzeitdiät“ sorgt stattdessen mit „All You Can Eat“ für Gesundheit und Abnehmerfolge. Mit diesen 6 Fakten, bist auch du bereit für die Dität der Neandertaler:

1. WAS IST DIE PALEO-DIÄT?

Stell dir vor, ein ausgewachsenes Mammut galoppiert durch die karge Steppe, du hinterher oder vorne weg und alles, was du dabei hast, ist Hunger und ein Holzspeer mit Granitspitze: Denkst du in dieser Situation an Kalorienzählen? Wohl kaum.

Die Folge: Man aß seinerzeit das, was man frisch erschlagen hatte, sammelte Leckerlies, die gerade in Greifweite waren und verzichtete notgedrungen auf alles, was jemals eine Fabrik von innen gesehen hatte.

Unsere Vorfahren haben damit ein Ernährungsmodell erfunden, das sich inzwischen einer ähnlich großen Anhängerschaft erfreut, wie die Evolutionstheorie: Die Paleo-Diät.

Merksatz: In der Paleo-Diät isst du, was du selbst erjagen und was du ernten könntest, ohne dafür ein Flugzeug besteigen zu müssen. Meide Weizen- und Milchprodukte!

Eine Strategie, die den Steinzeitmenschen rund zwei Millionen Jahre Evolutionsgeschichte beschert hat. Da können wir in unserer komfortablen Situation als Homo Sapiens nicht gegen anstinken. Und schaut man sich die Berichte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, stehen die Wetten auch schlecht, dass wir auch nur in die Nähe dieser Leistung kommen.

Fakt 1: In der Paleo-Diät isst du das, was unsere Vorfahren nach dem Jagen und Sammeln zur Verfügung standen.

2. STEINZEIT-DIÄT: WARUM SIND WIR DICKER ALS UNSERE VORFAHREN?

Wir sind nicht nur schlecht zu unserer Umwelt, sondern vor allem zu dick. Unser Blutdruck ist alarmierend, „wir“ haben Rücken und essen mehrheitlich Dinge, die die Evolution gar nicht für uns bereitgestellt hat. Fleisch, Obst und Gemüse der Region und Saison, Fisch und Nüsse ernten ein zustimmendes Kopfnicken. Weizenprodukte und Süßigkeiten lassen die Fellkleidung spannen und kassieren dafür die Keule. 

Einfach essen statt Kaloreinzählen und Muskeln aufbauen statt Gewicht zu verlieren. Das hat während 99% der Menschheitsgeschichte funktioniert – warum haben wir uns so stark von diesen Prinzipien entfernt? Ganz einfach:

Der Speiseplan der Vorfahren kannte weder Milch- noch Weizenprodukte. Um an Nahrung zu gelangen, mussten viele Kilometer gelaufen werden. Und geschadet hat ihnen das offensichtlich nicht.

Nach über zwei Millionen Jahren voller Beeren und Fleisch kamen vor rund 12.000 Jahren erst die Viehzucht und später noch der Ackerbau – und damit leicher auch die Probleme. Denn Weizenprodukte und tierische Fette sind potenzielle Dickmacher, die die Körper der Neolithen nicht kannten und auf die die Evolution eine Antwort gefunden hat, die heute für Verdruss sorgt: Kohlenhydrate liefern zwar die wichtige Energie, was aber überzählig ist, wird nicht ausgeschieden, sondern „für schlechte Zeiten“ auf den Hüften gebunkert.

Das Problem: Es gibt heutzutage für den Großteil der Bevölkerungen der Industrienationen keine wirklich „schlechten Zeiten“ im Sinne der Evolution mehr. Wir jagen heute keinen galoppierenden Mammuts, sondern nur noch tiefgefrorenen Fertigmahlzeiten hinterher.

100.000 Generationen waren Jäger und Sammler, 500 Generationen waren abhängig vom Ackerbau und nur zehn Generationen haben seit dem Beginn des Industriezeitalters gelebt – und das heißt: Unser Körper könnte noch gar nicht in der Lage sein, vernünftig mit Weizen- und Milchprodukten umzugehen. Das sagt die Theorie der Anhänger der Paleo-Diät.

Wer würde widersprechen, dass Weizenprodukte aus diversen Gründen ungesund sind? Er wird zu Glucose, Glucose wird zu Fett, Fett macht irgendwann Ärger. Entweder gesundheitlich oder ästhetisch.

Werde es wieder los! Mit der Strategie: Kein Zucker, kein Weizen, keine weiterverarbeiteten Lebensmittel. Das zeigen unterschiedliche Studien, umschifft man erfolgreich zahlreiche Zivilisationskrankheiten und viele weitere Probleme des Alltags. Was könnte daran schlecht sein? Sag auf den Hülsenfrüchten, raffinierten Pflanzenölen und Zusatzstoffen adé.

Fakt 2: Kein Fastfood, keine Weizen- und Milchprodukte und ganz viel Bewegung: Das ist das Geheimnis hinter der damaligen Lebensweise.

3. PALEO-LEBENSMITTEL: DIE AUSWAHL IST RIESIG

Keine Weizenprodukte, kein Zucker, nichts Weiterverarbeitetes. Darf man hier denn gar nichts? Auf den ersten Blick eine berechtigte Frage. Aber überlege mal: Du darfst Käfer essen und allerhand anderes Krabbelgetier als Proteinquelle nutzen. Ist das nichts? Spaß beiseite: „Paleo“ verschafft dir so viele Freiheiten, wie kaum eine andere Ernährungsvariante: Du isst, was du willst, solange es zur Paleo-Diät passt, du isst, wann du willst und du isst, so viel du willst.

Das funktioniert, weil es mit den Mahlzeiten, die als „paleo“ durchgehen, quasi unmöglich ist, sich zu überfressen. Während Lebensmittel mit vielen Kohlenhydraten aber wenig anderen Nährstoffen nur für kurze Zeit satt machen, vertreibt eine anständige Mahlzeit nach den Vorgaben der Paleo-Diät den Hunger für Stunden.

Greif zu bis du satt bist:
- Obst, Geüse
- Nüsse & Samen
- Fisch & Fleisch
- Eier & Honig
- Fette z.B. aus Nüssen

Eine anständige Portion Fleisch mit Gemüse der Saison und wir versprechen dir, du wirst nie wieder Hunger leiden. Zumindest bis zum nächsten Paleo-Snack – in gesundem zeitlichen Abstand. Essen, wenn du hungrig bist, kein Beschaffungsstress, weil just im wichtigen Meeting irgendein ernährungswissenschaftliches Mahlzeitenfenster aufgeht und keine verdammte Kalorientabelle in der Hosentasche: Die Freiheit ist grenzenlos!

Außerdem sind ja auch der Phantasie in Sachen Paleo-Ernährung mit leckeren Rezepten kaum Grenzen gesetzt. Kohlenhydrate aus den nicht-paleogerechten Lebensmitteln wie Nudeln oder Brötchen lassen sich leicht durch Süßkartoffeln und Saisongemüse ersetzen.

Fakt 3: Fisch & Fleisch, Gemüse, Nüsse, Fette und Obst sind erlaubt. 

4. KETOGENESE DURCH PALEO-DIÄT

Aber ich brauche doch viele Kohlenhydrate, sonst kann ich doch keine Leistung bringen, sagst du? Stimmt natürlich ein bisschen.

Aber: Kohlenhydrate sind zwar der „populärste“ Energielieferant, aber natürlich nicht der Einzige. Unser Körper ist in der Lage, auch mit weniger Kohlenhydraten auszukommen, als wir zu uns nehmen. Sinkt die Kohlenhydratzufuhr, stellt der Körper sich darauf ein und organisiert anderweitig Energie.

Im Rahmen der Ketogenese werden in Zeiten knapper Kohlenhydratversorgung Fettsäuren in der Leber abgebaut und in die Mitochondrien geschleust. Dort werden sie zum Treibstoff für deinn Organismus: Ketonkörper dienen als energiereiche Alternative zur fehlenden Glucose.

Wenn du nicht vollständig auf Nudeln oder Brötchen verzichten kannst, wenn totaler Verzicht die Versuchung nur steigert und am Ende Frust bedeutet: Tu, was du kannst.

Fünf Tage „Paleo“ und zwei „Neuzeit“ sind auch eine annehmbare Option. Eine kleine Verbesserung deiner Ernährung ist besser als keine und auch schleichende Anpassung kann zum Ziel führen.

Fakt 4: Wer die Steinzeitdiät knallhart durchzieht, umgeht den Energielieferanten Glucose nahezu komplett: Die Ketose ist vorprogrammiert.

5. FETTE IN DER PALEO-DIÄT

Lass uns nachrechnen: Paleo-Diät heißt „Wenig Kohlenhydrate“. Das bedeutet: Der Fettanteil in der Ernährung steigt automatisch. Kann das denn gut sein? Fett ist doch der Feind?

Das trifft aber vor allem auf das Fett auf unseren Hüften zu, weniger auf das in unserer Nahrung. Zwar schreit alles nach „Low fat“ oder gar „fettfrei“, aber so schlecht wie sein Ruf ist Fett bei weitem nicht. „Gesunde Fette“ aus Avocados oder Nüssen sind die bekannten „ungesättigten Fettsäuren“. Populärste Vertreter der Zunft sind sicher die Omega-3-Fettsäuren, dreifach ungesättigt und damit essentiell. Also ran an Avocados, Fisch und Raps- oder Leinöl.

Fakt 5: Decke deinen Bedarf an Energie mit Hilfe von ungesättigten, gesunden Fettesäuren aus Fisch, Nüssen und Ölen.

6. PALEO-DIÄT UND SPORTNAHRUNG?

Ein schwieriges Thema, zugegeben. Und der Einsatz von hochkonzentrierter Sportnahrung während einer Diät ist ganz sicher nicht die reine Lehre der Paleo-Diät. Aber: Kompromisse sind erlaubt und am Ende des Tages ist entscheidend, was dir hilft. Wer hart trainiert, braucht mehr Proteine, um die Muskeln ausreichend zu versorgen. Nicht jeder kann unmittelbar nach dem Training, im „Window Of Opportunity“, eine protein- und kohlenhydratreiche Mahlzeit unterbringen.

Da darf man, wir drücken da ein Auge zu, schon mal auf Protein-Riegel oder -Shake zurückgreifen. Wer noch im Moment des Kompromisses „paleo“ sein möchte, rührt seinen Whey-Protein-Shake mit Wasser an.Vegiss nie: Die beste Diät ist die, die für dich funktioniert. Probier es aus, aber gib dir für die Probephase mindestens 30 Tage Zeit. So lange braucht dein Körper, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Fakt 6: Sportnahrung gehört nicht zur klassischen Interpretation der Paleo-Diät. Aber: Die beste Diät ist die, mit der du dich wohl fühlst. Ein Riegel oder Shake zwischendurch ist kein Problem.

FAZIT

1. Wer die Paleo-Diät durchhalten will, braucht einen eisernen Willen. Angelehnt an die Bedingungen unserer Vorfahren isst du nur das, was sich damals jagen und sammeln ließ.

2. Weizen, Milch & Fertigprodukte sind tabu. Dafür kannst du bei Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch so viel reinhauen, wie du willst. Auch Nüsse und Öle sind erlaubt. 

3. Wer auf Sportnahrung nicht verzichten will sei getröstet: Ausnahmen sind erlaubt. Gestalte deine Diät so, wie du sie für effektiv und machbar hältst.

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